
Die Liste der Food-Trends 2022 ist lang. Wirft man einen Blick in den Food Report von Ernährungswissenschaftlerin Hanni Rützler, stößt man dabei auch auf das sogenannte Cell Cultured Food – zu Deutsch zellgezüchtete Lebensmittel. Was ihr euch darunter vorstellen könnt, habe ich nachfolgend thematisiert.
Zellulär was?
Der Begriff der zellulären Landschaft klingt kompliziert und so ist es zum Teil auch. Denn die Forschung rund um die Zellkulturen findet auf molekularer Ebene statt. Zumindest, wenn es um die Entwicklung geht.
- Die zelluläre Methode zur Lebensmittelherstellung lässt sich grob so zusammenfassen, dass beispielsweise Fleisch unmittelbar aus Zellen gezüchtet wird.
- Die Methode erfordert (noch) Stammzellen von einigen Tieren und die werden in Produktionsstätten mit Nährstoffen versorgt, damit sie differenzieren und sich in die gewünschten Endprodukte „verwandeln“.
- Im Wachstumsprozess wächst Muskelgewebe heran, welches einen Großteil der bekannten Fleischprodukte in der Metzgertheke ausmacht.
Diese Produktionsform könnte entscheidende Vorteile mit sich bringen. Unter anderem lässt sich auf die Zucht und das Schlachten vieler Tiere verzichten, wovon auch die Umwelt profitieren würde.
Neben Fleisch arbeitet die Lebensmittelindustrie unter anderem an der zellulären Kultivierung von Fisch, Käse und Milch. Ob der Verbraucher die alternativen Lebensmittel aus den Kultivierern (die Gefäße für die Wachstumsphase) später hinsichtlich Optik, Konsistenz und Geschmack von den Originalen unterscheiden kann? Wir werden sehen.
Cell Cultured Meat – schon bald erhältlich?
Es klingt zu schön, um wahr zu sein: Leckeres Fleisch, für das keine Tiere geschlachtet werden müssen. Mit Zellkulturfleisch soll das möglich sein. Der erste Hamburger mit derartigem Fleisch wurde bereits 2013 präsentiert – vom Mosa Meat Gründer Mark Post. Sein niederländisches Lebensmittel-Technologieunternehmen mit Sitz in Maastricht entwickelt innovative Methoden zum Herstellen von kultiviertem Fleisch. Damals kostete das Stück Fleisch noch stolze 250.000 Euro. Wann derartige Produkte hierzulande in den Supermärkten landen, ist aktuell ungewiss.
- Inzwischen ist einiges passiert und die Preise für Cell Cultured Meat (Zellkultur-Fleisch) sind deutlich zurückgegangen.
- Wie das Onlineportal für Pflanzen, Forschung, Landwirtschaft und Lebensmittel unter transgen.de berichtet, beschäftigen sich heute 50 Unternehmen mit der Produktion. Das kurbelt den Wettbewerbsdruck verbraucherfreundlich an.
- Insbesondere Hackfleisch, Burger-Patties und Nuggets seien im Kommen, weil sie sich im Vergleich zu einem Steak einfacher mit Zellkulturen herstellen lassen.
Wie bereits angedeutet, war Cell Cultured Meat zunächst nicht wirklich frei von tierischen Bestandteilen: Die Basis der Kulturmedien war fötales Rinderserum – gewonnen wird es aus ungeborenen Kälbern. Jetzt arbeiten viele Biotechnologieunternehmen an tierfreien Alternativen. Wer das Rennen, um diesen Wandel gewinnt, bleibt noch offen.
Zellkultur-Fleisch mit ethischen Ansprüchen im Widerspruch
Wie transGEN erklärt, hat Mosa Meat ein patentiertes Verfahren in Nature Food präsentiert – einer Online-Zeitschrift, die unter anderem Forschungsergebnisse veröffentlicht. Die Überschrift der Publikation klingt bereits vielversprechend (sinngemäß): Eine serumfreie Formulierung für die kultivierte Fleischproduktion unterstützt die Differenzierung von Rindersatellitenzellen bei fehlendem Serum.
Forschern von Mosa Meat scheint es gelungen zu sein, sogenannte Rezeptoren künstlich zu aktivieren und damit die Differenzierung von Zellen in verschiedene Muskelzellen ohne Rinderserum zu ermöglichen. Die Forscher fanden quasi heraus, was die Zellen in der Wachstumsphase benötigen und konnten so eine chemisch definierte Alternative hinzufügen, um den gleichen Wachstumsprozess anzustoßen. Klingt nach einem Durchbruch.
Cell Cultured Food – neue Zulassungen 2022?
Ob das die Lösung ist, um die hohen ethischen Erwartungen an Cell Cultured Food zu erfüllen? Es bleibt spannend. Wann sich dank Biotechnologie Fleisch ohne tierische Bestandteile für die Masse herstellen lässt, ist vorerst abzuwarten.
Einige Hersteller stehen angeblich schon in den Startlöchern und wollen noch in diesem Jahr Anträge für die Zulassung ihrer Produkte einreichen.
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